Rune Mields – SANCTA RATIO

Am Sonntag, dem 3. April 2005, wurde um 11.30 Uhr in der Lingener Kunsthalle die Ausstellung SANCTA RATIO mit Werken der Kölner Malerin Rune Mields in Anwesenheit der Künstlerin eröffnet. Nach der Begrüßung durch die 1. Vorsitzende des Kunstverein Lingen, Marleen Oberthür, wird Dr. Annelie Pohlen, Bonn, Journalistin und langjährige Leiterin des Bonner Kunstvereins,  in das Werk der Künstlerin einführen.

 

Sancta ratio – heilige Vernunft! So ist diese retrospektiv angelegte  Ausstellungstournee betitelt, die der Kunstverein Lingen zum 70. Geburtstag von Rune Mields zusammenstellt und die ihre erste Station in der Kunsthalle in Lingen hat. Von da geht sie, im Umfang verändert, ins Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen. Ein gemeinsamer Katalog wird alle Werkgruppen dokumentieren.

 

Sancta ratio – es gibt wohl keine Malerin, deren Bilder, bei aller malerischen Delikatesse, mehr verstandgesteuert sind als ihre! 1969 hat sie die unverwechselbaren Röhrenbilder gemalt, schwarz/weiße Meditationen über Perspektive und Raum, die den Anfang ihrer künstlerischen Arbeit bilden. Seither ist eine große Vielzahl von Werken entstanden, die meist eingefügt sind in oft umfangreiche Serien. In der Lingener Ausstellung sind 60 vorwiegend großformatige Bilder aus 39 Arbeiten und Werkgruppen versammelt, die einen umfassenden Eindruck vom vielschichtigen Werk einer Künstlerin vermitteln, die sich keiner Gruppe angeschlossen hat, und die sich auch keiner Kunstrichtung zuordnen lässt. Rune Mields ist als Malerin eine Einzelgängerin, als Künstlerin ist sie mit vielen Kollegen befreundet. Einer ihrer engen Freunde war Harry Kramer, der in Lingen geborene Künstler, der es vom Frisör zum deutschen Professor für Bildhauerei gebracht hat und der 1964 mit seinen automobilen Drahtskulpturen zu Dokumenta-Ehren gelangt ist. Für sein künstlerisches Spätwerk, die Künstler-Nekropole in Kassel, in der er anonym beigesetzt ist, hat sie das erste Grabmonument gestaltet: „La vita corre come rivo fluente – Das Leben verläuft wie ein fließender Strom“ (Seneca).

 

Ihre wichtigsten Gesprächspartner für ihre Arbeit sind aber wohl Mathematiker und Wissenschaftler aus anderen Disziplinen. Sie liefern ihr die Informationen für die komplexen Inhalte der in der Regel nach wie vor meist schwarz-weißen Bilder, in denen Zahlen und Schrift, aber auch Symbole aus aller Welt und allen Zeiten eine bildgestaltende Rolle übernehmen. Sie ist eine Sammlerin von Zeichen und Ziffern. Für ihre Arbeit „Magische Quadrate der Ordnung 3“ hat sie bis heute 96 verschiedene Zahlensysteme zusammengetragen, die der Kunstverein Lingen 2004 in der Ausstellung „Die Qual der Zahl“ in der Lingener Kunsthalle gezeigt hat. Primzahlen sind eine besondere Leidenschaft von Rune Mields, für viele, vor allem die größten bisher bekannten dieser nur durch sich selbst und durch 1 teilbaren Zahlen hat sie Lösungen zu ihrer bildnerische Darstellung gefunden.

 

„Von der Warte eines Mathematikers,“ – so heißt es in einem Katalog – „der ihre Kunstwerke nicht nur wegen ihres Inhaltes, sondern vor allem wegen ihrer ästhetischen Erscheinung bewundert, bleibt nur zu sagen: Wenn Rune Mields alle von ihrem künstlerisch hochrangigen Werk tangierten Disziplinen so umfassend und sinnvoll zu integrieren vermag, wie es ihr am Beispiel der Mathematik gelingt, nähert sie sich den Künstler-Ingenieuren der Renaissance.“