Mai Yamashita + Naoto Kobayashi

„1000 waves“ lautet der Titel der jüngsten Videoarbeit des 1974 und 1976 in Tokio geborenen Künstlerpaares. 1000 Wellen gezählt und schriftlich nummeriert. Mai Yamashita, die 2004 ihr Studium an der Tokio National University of Fine Arts and Music abgeschlossen, und Naoto Kobayashi, der 2 Jahre früher am selben Institut sein Studium beendet hat, nehmen sich die Zeit. „Infinity“ eine Arbeit aus dem vergangenen Jahr dokumentiert eine gemeinsame Aktion, bei der sie so lange in Form einer liegenden Acht, dem Zeichen für Unendlichkeit, über einen Rasen gelaufen sind, bis sich die Spur bis auf den nackten Boden eingegraben  hatte und auch noch zu sehen sein wird, wenn wieder Gras darüber gewachsen ist. Das Spiel mit der Zeit bis an die Grenzen des Absurden ist ein zentrales Thema ihres gemeinsamen Werkes. So verlängern sie, um ein drittes Videobeispiel anzuführen, digital den Fall einer Sternschnuppe auf zwei Minuten, um genug Zeit zu haben, alle Wünsche der Künstlerin aufsagen zu können. Ein Kinderspiel, doch mit erwachsenem Ernst vorgetragen, das die Unersättlichkeit menschlichen Wünschens liebevoll karikiert. In einer Gesellschaft, in der Zeit Geld ist und jedes Tun so angelegt ist, dass dafür der geringst mögliche Verbrauch an Zeit erreicht wird, halten sie uns immer wieder den Spiegel vor, um uns das Absurde solchen Tuns mit freundlichem Spott vor Augen zu halten.

Die Aktionen Mai Yamashitas und Naoto Kobayashis sind von großer Poesie und gedanklicher Schärfe, die zu Videos werden, die den Betrachter schnell für sich einnehmen und oft zum Schmunzeln bringen, wenn er zum Beispiel zuschauen darf, wie sich ein knallroter fußballgroßer Zuckerbonbon in 3:22 Minuten in einen kirschkleinen Lutscher ohne Stiel verwandelt. So viel Zeit muss sein, und die Ausstellungsbesucher sollten sie sich unbedingt nehmen, um die Videoarbeiten der beiden Japaner und die parallel in der Kunsthalle gezeigten Fotoarbeiten der russischen Künstlerin Anastasia Khoroshilova in Ruhe ansehen zu können.