Christina Doll

Zu einer außergewöhnlichen Begegnung zwischen Malerei und Skulptur kommt es, wenn in der Kunsthalle Lingen am 6. Juli, um 11.30 Uhr, die Ausstellung mit neuen und älteren  Arbeiten der in Berlin lebenden Bildhauerin Christina Doll und des in Paris beheimateten deutschen Malers Simon Pasieka eröffnet wird. Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende des Kunstvereins, Marleen Oberthür, wird Dr. Ingo Hinrichs, Vorstand Sparkasse Emsland, die diese Ausstellung gemeinsam mit der Niedersächsischen Sparkassenstiftung finanziell unterstützt, ein Grußwort sprechen und danach der Direktor der Kunsthalle, Heiner Schepers, eine Einführung in die Ausstellung geben.

 

Skulptur und Malerei, zwei künstlerische Medien, für die die Kunsthalle mit ihrem schattenfreien Tageslicht in den großzügigen Räumen mit den hohen Wänden wie geschaffen erscheint. Im Werk beider steht der Mensch im Fokus des künstlerischen Interesses. Skurril poetisch sind die Bilder Simon Pasiekas und nicht minder skurril in ihrer XXL Größe die Skulpturen Christina Dolls. Und auch ihnen kann man eine gewisse Poesie nicht absprechen.

Man kennt – und wir haben sie 2001 auch schon gezeigt – ihre kleinen weißen Porzellanskulpturen, miniaturisierte Abbilder von ihren Freunden, denen Christina Doll zur weiteren Individualisierung Möbelstücke gleichen Materials und gleicher Größe zuordnet und so Szenen poetischer Intimität schafft. Mühelos und gleichsam nebenbei nähert sie sich so den Individuen, die in ihrer Vielfalt das menschliche Leben charakterisieren. Bei den Neuen Arbeiten überrascht sie den Besucher der Ausstellung mit der Größe der Menschen. Vivi, eine etwas übergewichtige, junge Frau in Jeans, ist 3,04 Meter groß.

 

Und auch Bobby, ein auf dem Boden sitzender Mann, und Elli, eine alte Frau, stehen ihr in der Größe nicht nach. Durch diese Überhöhung werden die Drei zu Individuen, die man nicht vergisst und die dennoch auch ganz normale Mitglieder der menschlichen Gesellschaft sind, die sich von den Besuchern der Ausstellung nur durch ihre Größe und durch die Farbe des Beton- oder Steingusses unterscheiden.

 

Simon Pasieka malt junge Frauen und Männer, die er meist als Paare oder Gruppen auftreten lässt. Auch sie sind Menschen, wie sie jeder in seiner Umgebung kennt. In seinen Bildern zeigt er sie jedoch aus ihrem gewohnten, sie prägenden und uns vertrauten Territorium der modernen Zivilisation herausgelöst. Er versetzt sie in ein natürliches Ambiente, in einen für sie vermutlich fremden, paradiesischen Urzustand. Das „Paradies“ der Natur erweist sich dabei durch Attribute der Zivilisation, die der Maler seinen wechselnden Protagonisten zu ihrer Bequemlichkeit zur Verfügung stellt, zugleich als eine Parallel- bzw. Gegenwelt zu unserer oft allzu nüchternen Wirklichkeit. Zurück zur Natur, war mal eine romantische Sehnsucht. In den Bildern Simon Pasiekas ist die Natur eher eine romantische Projektionsfläche, auf der sich unumkehrbar das alltägliche Leben abspielt. Der Mensch verändert sich in seinem Verhalten bestenfalls modebedingt und nicht grundsätzlich. Auch Safaris im Urwald erlebt er heute im klimatisierten Fahrzeug, das Handy in der Tasche und den Helikopter für den Notfall im Hintergrund.