Bernhard Martin

Skepsis und Verunsicherung beherrschen die zeitgenössische Welt, und das vielbeschworene Projekt der Moderne scheint vorbei zu sein. In der zeitgenössischen Kunst ist eine Vielfalt einzelner Positionen und Richtungen die Folge, verbunden mit der Frage, mit welcher Art der traditionsreichen Medien Malerei und Skulptur diesem Phänomen adäquat begegnet werden kann. Die Bilder und Skulpturen Bernhard Martins (geb. 1966 in Hannover, lebt in Berlin), der bei dem Lingener Künstler Harry Kramer an der Kunsthochschule in Kassel sein Studium abschloss, charakterisieren eine derartige Vielfalt an Motiven, die gleichwertig auf der Leinwand nebeneinander stehen und keineswegs eine Bewertung der Welt und ihrer Bedingungen vermitteln. Hingegen täuscht der Gedanke, es handele sich um auf dem Zufall basierende Arrangements. Das Prinzip des Sampling aus diversen Stilen, das Mix aus High and Low, das Miteinander von altmeisterlicher Technik und oberflächlichem Plakatstil – alles ist durchdacht und komponiert bis ins letzte Detail. Jeder einen figurativen Gegenstand oder auch eine abstrakte Figur beschreibende Pinselstrich hat innerhalb des Gesamtbildes seinen festen Platz. Dementsprechend bezeichnet Bernhard Martin seine Art der Malerei auch als konzeptionell, wobei gleichzeitig nicht nur der Verstand den Entstehungsprozess lenkt, sondern auch eine gute Portion Gefühl und Humor. Miteinander kombiniert, entstehen Arbeiten, in denen die Dinge nebeneinander stehen, ohne sich jedoch als Resultat von Ursache und Wirkung aufzulösen. Verschiedene Motivketten aus diversen Denkrichtungen und zugrunde liegenden Stimmungen werden ebenso in Bildern wie in den Skulpturen Bernhard Martins miteinander verknüpft. Insofern bergen die angesprochenen Thematiken oft Doppeldeutigkeiten und Widersprüche, die durch Titelgebungen wie „Bausatz“, „Schwindel“ oder „20.10.06“ gesteigert werden. Ausgehend von einem „Misstrauen gegenüber allem Anerkannten und Abgesegneten“ so der Künstler selbst, ist es beim Herumwandern in den Bildern und um die Skulpturen nicht möglich, dass das in einem Augenblick gesehene Motiv als Sinnbild für die Gesamtkomposition gelten kann, denn im nächsten Moment kann sich dieser Gedanke ins Gegenteil verkehren. Es ist seine Sensibilität für „die feinen Zwischentöne, dafür dass man die Dinge jeden Tag anders sieht und wahrnimmt“ mit denen uns die Arbeiten Bernhard Martins konfrontieren.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im DuMont Verlag Köln.