Philosophie in der Kunsthalle – Adornos Geheimwissenschaft – Dienstag, 14. November 2023 um 19.30 Uhr

Zum Verhältnis von Wunsch und Wirklichkeit
Vortrag von Iris Dankemeyer

Eintritt: 6 Euro, Mitglieder des Kunstverein Lingen: 4 Euro, Studentinnen/Schülerinnen: frei

Fällt der Name Theodor W. Adorno, so denkt man gemeinhin an einen Frankfurter Philosophieprofessor, der keinen Jazz mochte. Adorno selbst hielt sich dagegen zeitlebens für einen
Künstler, der die Musik liebte. Heute gilt er als Gründungsvater der Kritischen Theorie,
dabei war er anfangs eher ein Findelkind, das vom Kreis um Max Horkheimer adoptiert
wurde. Sein halbes Leben hatte Adorno eine schwer vermittelbare Privatgelehrtenexistenz
geführt, bis er nach der Rückkehr aus dem Exil plötzlich auf dem akademischen Arbeitsmarkt als permanente Ausnahme installiert und in der Öffentlichkeit als notorischer Gegenredner und Berufskritiker institutionalisiert wird. Vom Kritikerkreis um Horkheimer bleibt
nur der Vorzeigeintellektuelle und Alleinunterhalter Adorno in Erinnerung. Ist der populäre
Professor eine Paradebeispiel dafür, wie das emanzipatorische Begehren von einer Sache
der Politik zu einer Frage der Kultur werden kann?
Der Vortrag gewährt Einblick in das „beschädigte Leben“ eines unbekannten Adorno, der
leidenschaftlich „mit den Ohren dachte“. Diskutiert werden Differenzen zwischen Max
Horkheimer und Theodor W. Adorno, Gemeinsamkeiten von Musik und Metaphysik, Ähnlichkeiten von Kunst und Philosophie und glückliche Zufälle beim Schreiben eines Buches
über Theodor W. Adorno.
Iris Dankemeyer lehrt und schreibt. Sie studierte Soziologie und Sozialpsychologie in
Hannover und Literaturwissenschaft und Philosophie in Berlin. Derzeit ist sie Vertretungsprofessorin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. 2020 erschien ihr
Buch „Die Erotik des Ohrs. Musikalische Erfahrung und Emanzipation nach Adorno“. In
ihrer Freizeit versucht sie, das altmodische Handwerk der Zauberei zu erlernen.