Lingener Kunstpreis 2010

Bereits zum 19. Mal wird in diesem Jahr der etablierte und renommierte Lingener Kunstpreis vergeben. Seit 1983 widmet er sich ausschließlich Künstlerinnen und Künstlern, die im Medium Malerei arbeiten, bisherige Preisträgerinnen und Preisträger waren u.a. Jochen Twelker (1990), Karin Kneffel (1994), Antje Majewski (1998), Cornelius Völker (2004), im Jahr 2008 erhielt ihn Julia Oschatz.

Insgesamt zwölf national und international namhafte Galerien wurden um jeweils zwei Vorschläge gebeten. Das Niveau der eingereichten Bewerbungen war erstaunlich hoch.  Die Jury, bestehend aus den Mitgliedern des Arbeitskreises Ausstellungen Sigrid Hohoff, Petra Kunzelmann und Richard Lange sowie Melanie Bono (Kuratorin für zeitgenössische Kunst am Westfälischen Landesmuseum in Münster), Dr. Vanessa Joan Müller (Direktorin Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen in Düsseldorf) und Meike Behm ist zu dem Ergebnis gekommen, den Preis an die 1975 in Geisingen geborene Künstlerin Birgit Megerle zu verleihen, die heute in Berlin lebt.

Birgit Megerles figurative und abstrakte Malerei charakterisiert eine künstliche und bühnenhafte Atmosphäre. Beispielsweise wirken die von ihr realistisch dargestellten Frauenfiguren, die mit ihren dynamischen und forschen Posen Zielstrebigkeit und Handlungsbereitschaft signalisieren, unter anderem aufgrund einer diffusen Lichtwirkung gleichzeitig seltsam und irreal. Modisch gekleidet und doch wie entrückt, aufeinander bezogen und doch in sich gekehrt, klar konturiert und doch wie in einem Grauschleier gefangen, treten sie den Betrachtern wie auf einer Bühne entgegen. Trotz ihrer zeitgenössischen Bezüge vermitteln die Arbeiten das Gefühl, sie seien aus der Zeit gefallen, so dass von ihnen eine geradezu berauschende Wirkung ausgeht. Assoziationen an bühnenhaftes Geschehen werden durch eine Installation der Arbeiten im Raum verstärkt, indem die Bilder nicht nur an die Wand gehängt werden, sondern auf den Boden gelegt oder auf die Erde gestellt, so dass Betrachter unmittelbar zu einer leiblichen Auseinandersetzung mit den Bildern herausgefordert werden. Trotz ihres figurativen Charakters werden keine nachvollziehbaren Erzählungen präsentiert, so dass im Werk Birgit Megerles gesellschaftliche Zwänge und Möglichkeiten verhandelt werden, ohne Lösungen zu vermitteln.